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Historisches

Geschichte der Zahn-, Mund- und Kieferklinik

Geschichte ab 1887

In Erlangen beginnt die systematische Zahnheilkunde 1887 durch eine Eigeninitiative des fürstlich Preußischen Hofzahnarztes Dr. phil. Friedrich W. Schneider.

Während des Wirkens von Hermann Euler ab 1911 umfasste die damalige Poliklinik in der Turnstraße einen Extraktionsraum mit Demonstrationsstuhl. Für die Konservierende Zahnheilkunde waren 7 Behandlungsstühle eingerichtet, zwei Räume waren den Zahntechnikern mit 15 Arbeitsplätzen reserviert. Ferner existierten ein wissenschaftliches Labor mit zwei Arbeitsplätzen, ein Röntgenzimmer mit Dunkelkammer, je einen Raum für den Institutsvorstand, die Assistentenschaft und die Patienten, zuzüglich einiger kleiner Nebenräume. Das "Prunkstück" der Nebengebäude war eine Baracke, in der der Hörsaal mit 20 Plätzen untergebracht war. Die bauliche Substanz dieses Hauses in der Turnstraße bildete den Kern für die Entwicklung der Klinik bis 1960.

Als Nachfolger Eulers wurde der Rostocker Ordinarius Johannes Reinmöller berufen. Er erwies sich als geschickter Organisator und Spezialist für den Erwerb von Drittmitteln. Innerhalb kürzester Zeit konnte er verschiedene Schenkungen und Stiftungen mobilisieren. Angrenzende Häuser und Grundstücke in der Turnstraße wurden gekauft und umgebaut. Eine mit eigenen Mitteln eingerichtete Bettenstation wurde seit 1929 unterhalten. 1935 wurde die alte Hörsaalbaracke in der Turnstraße durch einen neuen modernen Hörsaal ersetzt.

Nach 1945 wurde die Klinik zunächst unter der kommissarischen Leitung vom damaligen Privatdozenten Dr. Dr. H. Paschke und anschließend von Professor Julius Bock geleitet. Bedingt durch die hohe Anzahl der Kriegsheimkehrer und die teilweise Zerstörung der Universitätskliniken in München und Würzburg reichte die Kapazität der Klinik in Erlangen nicht mehr aus. In dieser Zeit gelang es die Konservierende Abteilung auszubauen und 6 neue Behandlungsstühle, die mit elektrischen Bohrmaschinen ausgestattet waren, zu installieren. Eine neue Baracke wurde gebaut, die eine Bibliothek, ein neues wissenschaftliches Labor und einen Arbeitsraum für Studenten beinhaltete. 1947 verfügten die Klinikleitung, die Assistenten und 227 Studierende über 14 Arbeitsplätze in der Konservierenden Abteilung, 8 Arbeitsplätze in der Prothetischen Abteilung, 4 Operationsstühle, 2 Operationstische und einen aseptischen Operationssaal.

Karl Peter wurde 1952 ordentlicher Professor und Direktor der Klinik und Poliklinik für Zahn-. Mund- und Kieferkranke. Sein Verdienst war es, angesichts der großen Studentenzahlen und der unzureichenden räumlichen Bedingungen einen Klinikneubau in die Wege zu leiten. Nachdem der bauliche Zustand der Gebäude in der Turnstraße nicht mehr saniert werden konnte, wurde als neue Zahnklinik ein seit der Jahrhundertwende bestehendes Fabrikgebäude der Firma Gossen in der Glückstraße umgebaut und durch einen Gebäudetrakt erweitert. Mit den Baumaßnahmen wurde im Herbst 1957 begonnen.

Dieses viergeschossige Gebäude gab auf rund 4200 m2 Nutzfläche den vier klassischen Abteilungen der Zahnheilkunde Raum für 20 Studenten pro Semester und umfasste weiterhin eine Station mit 40 Betten und zwei dazugehörigen Operationsräumen. Im Untergeschoss lagen die Räume für die vorklinischen Kurse und für den Phantomkurs der Zahnerhaltung, ein histologisches Labor, ein Werkstoffprüflabor, sowie Wirtschafts-, Werkstatt- und Betriebsräume. Im Erdgeschoss befand sich die zentrale Patientenaufnahme, von dort aus konnten die Karteikarten mittels Rohrpost in alle Abteilungen des Hauses weitergeleitet werden. Ferner war in diesem Stockwerk die Konservierende Abteilung und die Räume der Verwaltung untergebracht. An den Verwaltungsflügel schloss sich der Hörsaaltrakt mit bis zu 140 Sitzplätzen an. Im ersten Obergeschoss waren die Behandlungs- und Operationsräume der Chirurgischen Abteilung. Weiterhin befanden sich in diesem Stockwerk eine Bettenstation sowie die Röntgenabteilung. Im zweiten Obergeschoss lagen die Räume der Zahnärztlichen Prothetik und ein klinisch technisches Laboratorium für Studenten. Weiterhin war die Bettenstation der Chirurgischen Abteilung untergebracht und es gab mehrere Zimmer, die als Unterkunft für die Schwestern dienten. Das dritte Obergeschoss beherbergte die Kieferorthopädische Abteilung, die gegenüber ihrem Umfang in der alten Klinik am stärksten erweitert wurde. Ein großer Raum für die Zahntechnik, eine eigene Röntgenabteilung, sowie Wohnräume von ordensfremden Schwestern nahmen die restlichen Räume dieses Stockwerkes ein. Mit Bezug der neuen Klinik in der Glückstraße wurden die Räume in der Turn-, bzw. Loschgestraße 1960 verlassen.

Geschichte ab 1960

Die seit 1960 in ein planmäßiges Ordinariat umgewandelte Stelle Karl Peters wurde 1963 von Gerhard Steinhardt übernommen. Steinhardt war für die Kieferchirurgie und die Konservierende Zahnheilkunde verantwortlich, während Heinrich Paschke die Abteilungen Prothetik und Kieferorthopädie betreute. 1963 stellte die Medizinische Fakultät den Antrag auf ein neues Extraordinariat für Zahnerhaltungskunde, auf das 1964 Adolf Kröncke berufen wurde. Ab 1965 nahm die Zahl der Studenten ständig zu. Innerhalb der vorhandenen Bausubstanz war es kaum mehr möglich, neue Mitarbeitenden räumlich adäquat zu integrieren. Vor allem fehlten angemessene räumliche Möglichkeiten für die Forschung. So wurden bereits Mitte der sechziger Jahre neue Pläne zur Erweiterung der Klinik gefasst, die schließlich ein Jahrzehnt später auch umgesetzt werden konnten. Seit 1961 bemühte sich die Medizinische Fakultät um eine Anhebung des planmäßigen Extraordinariates für Prothetik und Kieferorthopädie. Nach der Emeritierung von Heinrich Paschke 1969 wurde die Trennung der beiden Fachgebiete bewilligt und vollzogen. Die zwei neu entstandenen Ordinariate wurden 1969 mit Manfred Hofmann (Zahnärztliche Prothetik) und 1972 mit Annette Fleischer-Peters (Kieferorthopädie) besetzt.

Nach Gerhard Steinhardts Emeritierung 1972 wurde auf den Lehrstuhl für Kieferchirurgie Emil Walter Steinhäuser berufen. Damit war die Entflechtung und Ausdifferenzierung der unterschiedlichen zahnärztlichen Fachrichtungen abgeschlossen.

1976 wurde die Erweiterung der Klinik mit einem siebengeschossigen Baukörper inklusive zwei untererdigen Geschossen abgeschlossen. Die Nutzfläche der Zahnklinik vergrößerte sich 1976 um 2857 m2 auf insgesamt 7050 m2. Der Bereich für die Kariesforschung, die Räume für die Elektrophysiologie und der Tierstall wurden auf ca. 500 m2 erweitert. Die Technikerlaboratorien hatten jetzt eine Grundfläche von 233 m2, das Fotolabor von 94 m2 und die neu gestaltete Bibliothek 52 m2. Zusammen mit der Altbausanierung wurde auch die teilweise Vorklinik modernisiert. Neue Unterrichtsmittel wie Videoeinrichtungen im Hörsaal und im Phantomkurs der Zahnerhaltung markierten den Anbruch einer didaktisch angepassten Zeit, die mit großen Studentenzahlen leben musste. Die Kosten für das Bauverfahren betrugen 19 Millionen Mark, wobei die reinen Baukosten 11 Millionen verschlangen und 8 Millionen Mark für die fachspezifisch, kostenintensive Einrichtung ausgegeben werden mussten. Die neue Zahnklinik hatte sich nach der funktionsgerechten Umgestaltung des Altbaues auf eine Verdoppelung der Ausbildungskapazität von 85 Studienanfängern im Jahr einzustellen.

Bereits 1976 wurde als Teil des Neubauplanes vom Geschäftsführenden Direktor nach gemeinsamen Beschluss aller vier Klinikdirektoren gefordert, dass eine Attraktivitätssteigerung für das wissenschaftliche Personal aufgrund der Unterversorgung mit Wissenschaftsräumen nur erreicht werden könnte, wenn nach Räumung der benachbarten Gebäude der Physik diese allen vier Abteilungen zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stünden. In den 80iger Jahren waren pro Semester mehr als 600 Studenten für das Fach Zahnmedizin in Erlangen immatrikuliert, so dass in räumlicher und personeller Hinsicht die Kapazität der gesamten Klinik überstrapaziert war.

Geschichte ab 1990

1990 konnten mit dem Auszug des Institutes für angewandte und theoretische Physik, wie seit Mitte 1970 geplant, weitere Flächen zur Nutzung der ZMK-Klinik gewonnen werden. Im gleichen Jahr wurde Adolf Kröncke, der die Qualität der Erlanger Zahnheilkunde national und international in hohem Maße mittrug, emeritiert. Sein Schüler Anselm Petschelt aus Ulm übernahm von seinem Lehrer das Ordinariat für Zahnerhaltung und Parodontologie.

1995 wurde Friedrich Wilhelm Neukam aus Hannover zum ordentlichen Professor und Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie als Nachfolger von Emil Steinhäuser berufen. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bauabschnitt I, dem Umbau der ehemaligen Räume des Institutes für angewandte und theoretische Physik, begonnen. Nach dem Abriss des ehemaligen Werkstattgebäudes wurde mit einem neuen zweigeschossigen Baukörper die Verbindung des bestehenden Altbaues mit dem Klinikkomplex hergestellt und eine neue Hofsituation geschaffen. Die Hauptnutzungsfläche betrug nach dem Umbau 1192 m2. Die Kosten für Um- und Neubau betrugen 11,9 Millionen DM. In den Räumen des Untergeschosses wurden die Betriebstechnik, Garderoben und Aufenthaltsräume für die Studierenden untergebracht. Im Erdgeschoss des ehemaligen Physikgebäudes wurden vorklinische Einrichtungen, wie Kursräume mit Guss- und Polierräumen für die Propädeutik- bzw. Phantomkurse errichtet. Schmuckstücke sind einmal der neue Kursraum, in dem die Studenten bereits in der Vorklinik an Phantomköpfen demonstrierte Behandlungsschritte umsetzen können. Zum anderen bietet der neue Hörsaal mit 90 Plätzen nach großzügiger Umgestaltung alle gängigen Unterrichtsmedien und beinhaltet auch kameragestützte Übertragungsmöglichkeiten aus dem Operationssaal oder den Demonstrationsräumen einzelner Polikliniken. Im Obergeschoss befinden sich ein Fotolabor sowie die Werkstoffkundelaboratorien, Histologie, Mess- und Prüflaboratorien der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik. Im Obergeschoss des neu erstellten Zwischenbaues sind Arbeitsräume und Doktorandenzimmer eingerichtet. Weiterhin wurden über der ehemaligen Trafostation Laboratorien für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie geschaffen. Die neuen Räume konnten 1997 bezogen werden.

1997 wurde der Lehrstuhl für Kieferorthopädie in Erlangen neu besetzt. Ursula Hirschfelder aus Halle an der Saale wurde zur ordentlichen Professorin für Kieferorthopädie nach Erlangen berufen. Im gleichen Jahr wurde Manfred Hofmann emeritiert und der Lehrstuhl von Rudolf Ott kommissarisch verwaltet.

1998 und 1999 wurde der Bauabschnitt II der Klinik in den Gebäudeteilen Glückstraße 5 und 11 durchgeführt. Dieser beinhaltete den Umbau der Sozialräume im Untergeschoss, sowie neuer Fachschaftsräume für die Studierenden. Neue Behandlungsplätze der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und der dazugehörenden Abteilung für Funktionsanalyse wurden im 3. Obergeschoss eingerichtet. Das biophysikalische Laboratorium konnte in einem größeren Raum im dritten Stockwerk untergebracht werden. Mit dieser vorerst letzten Erweiterung der Klinik wurde aus dem Altbau von 1960 ein funktionelles Ganzes geschaffen, das den räumlichen Anforderungen an eine moderne Klinik gerecht wird. Für die Studierenden, für alle Mitarbeitenden und für die an Forschungsaufgaben Beteiligten sind die Voraussetzungen gegeben, bestehende Unterrichtsaufgaben, Patientenbehandlung und neue Methoden in der Zahnheilkunde durchzuführen und umzusetzen.

Im Jahr 2000 wurde Manfred Wichmann aus Hannover zum ordentlichen Professor und Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik als Nachfolger von Manfred Hofmann berufen.