DGFDT-Jahrestagung „Brennpunkt Okklusion“ und Treffen der CMD-Hochschulsprechstunden in Mainz
Vom 20. bis 22. November 2025 war Mainz erneut Zentrum der deutschsprachigen Funktionsdiagnostik: In der Rheingoldhalle fand die 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) unter dem Leitthema „Brennpunkt Okklusion“ statt, flankiert von einem Treffen der Mitarbeitenden der universitären CMD-Sprechstunden am 20. November 2025. Für die Zahnklinik 2 – Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Erlangen nahmen Prof. Dr. Ragai Edward Matta, Oberarzt und wissenschaftlicher Leiter innerhalb der zahnärztlichen Prothetik, sowie Dr. Johannes Ries, Oberarzt und Leiter des Bereiches Funktionsdiagnostik und Therapie (CMD) innerhalb der zahnärztlichen Prothetik, an beiden Veranstaltungen teil.
Im Mittelpunkt der Jahrestagung stand ein moderner, differenzierter Blick auf die Rolle der Okklusion in der CMD-Diagnostik und -Therapie. Deutlich wurde: Okklusion ist ein wichtiger, aber eben nur einer von mehreren Einflussfaktoren im komplexen Geschehen craniomandibulärer Dysfunktionen. Eine isolierte Betrachtung des „Bisses“ greift deshalb zu kurz und ist in der Regel nicht erfolgversprechend. Im Sinne der multifaktoriellen Genese von CMD spielen strukturelle und anatomische Bedingungen, funktionelle und parafunktionelle Belastungen (inklusive Okklusion und Bruxismus), traumatische Einflüsse, systemische Faktoren sowie psychosoziale Aspekte zusammen. Entscheidend ist das Zusammenspiel dieser Bereiche im individuellen Fall – nicht die Fokussierung auf einen vermeintlich „perfekten“ Okklusionskontakt.
Das Treffen der universitären CMD-Hochschulsprechstunden im Rahmen des Präkongresses bot einen kollegialen Austausch darüber, wie sich dieses moderne, biopsychosoziale Verständnis in der täglichen Sprechstundenpraxis abbilden lässt. Am Beispiel arthroskopischer Gelenktherapien, klinischer Funktionsanalysen nach DC-basierten Konzepten mit Schwerpunkt auf myofaszialen Schmerzsyndromen sowie standardisierter MRT-Bildgebung wurde diskutiert, wie strukturierte Diagnostik und schonende, stufenweise Therapiepfade sinnvoll verzahnt werden können. Ziel ist dabei weniger die Einführung spektakulärer Einzelverfahren, sondern die Harmonisierung von Untersuchungsprotokollen, Dokumentation und Entscheidungswegen zwischen den universitären Zentren.
Die Tagung machte zugleich deutlich, wohin sich die CMD-Medizin insgesamt entwickelt: hin zu standardisierten DC/TMD-orientierten Diagnosealgorithmen, zu überwiegend konservativen, multimodalen Therapiekonzepten und zu einem konsequenten Einbinden digitaler Werkzeuge – von intraoralen Scannern und Funktionsanalysesystemen bis hin zu bildgebungsbasierten Planungs- und Dokumentationskonzepten. Okklusionsschienen, manuelle und physiotherapeutische Maßnahmen, edukative und verhaltensbezogene Interventionen sowie – bei klarer Indikation – minimalinvasive oder chirurgische Eingriffe werden als Bausteine in einem abgestuften Gesamtkonzept verstanden.
Mit der aktiven Teilnahme von Herrn OA Dr. Ries (Leitung der Spezialsprechstunde für Funktionsdiagnostik) und Herrn Prof. Dr. Matta (Leitung Wissenschaft und Forschung) ist unsere Klinik eng in diesen aktuellen wissenschaftlichen Diskurs eingebunden. Die dort gewonnenen Impulse fließen unmittelbar in die Weiterentwicklung unserer Funktionsdiagnostik und Therapie ein. Für unsere Patientinnen und Patienten bedeutet dies eine strukturiert-standardisierte, an aktuellen Kriterien orientierte Diagnostik und eine individuell abgestimmte, primär konservative Behandlung, die Okklusion als relevantes, aber nicht allein bestimmendes Element im Gesamtsystem versteht. Für überweisende Kolleginnen und Kollegen positionieren wir uns als Ansprechpartner für komplexe CMD-Fälle mit klarer Orientierung an Leitlinien, evidenzbasierten Konzepten und einer transparenten interdisziplinären Zusammenarbeit.



